Thissen und Rabe auf der Bildungsmesse

Keine Einbahnstraße mehr
von Hannah Hufnagel (KNA)
Hamburg (KNA) Aus der Turnhalle der Katholischen Schule Hammer Kirche ist eine Ausstellungshalle geworden, die in ihrer Fülle und Geschäftigkeit an ein Kongresscenter erinnert. Mit viel Kreativität haben Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen an diesem Mittwoch eine Bildungsmesse gestaltet, um ihr schulübergreifendes Projekt „Geosystem Erde“ zu präsentieren. Das innovative Unterrichtskonzept wurde unter anderem mit dem Deutschen Lehrerpreis 2012 ausgezeichnet.
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) und Erzbischof Werner Thissen sind nach Hamburg-Hamm gekommen, um sich das Projekt von Preisträger Hans-Martin Gürtler und seinem Team aus Schülern und Lehrern von fünf Hamburger – katholischen wie staatlichen – Schulen erklären zu lassen. Für Rabe, seit gut zwei Jahren im Amt, ist es der erste Besuch an einer Hamburger Privatschule.
Neugierig spähen Sechstklässler durch die Menge, ob die Ehrengäste wohl auch bald an ihren Stand kommen, um sich die aufgebauten Steinwerkzeuge, Lederbeutel, Edelsteine, Schautafeln und Infofilme anzuschauen. Dabei geht es um „Coltan – den Stoff, aus dem die Handys sind“ oder um Auswirkungen des Welthandels. Annika Wittich und Charlotte Biel aus der neunten Klasse des katholischen Niels-Stennsen-Gymnasiums führen Erzbischof Thissen durch die bunte Messehalle. Regelmäßig schaut Annika auf die Uhr und sagt schließlich freundlich, aber bestimmt: „Jetzt geht es hier weiter, Herr Erzbischof!“ Und schon steht der 74-Jährige vor der nächsten Präsentation über die vielfältigen Zusammenhänge rund um den sensiblen „Blauen Planeten“.
Das im November in Berlin ausgezeichnete Projekt „Geosystem Erde“ soll nach Vorstellung von Lehrer Gürtler neue Impulse für Hamburgs Stadtteilschulen und Gymnasien geben. Dabei gehe es ihm um „Lernen mit Wechselwirkung“, so der Preisträger: „Die Schüler haben sich gegenseitig etwas beigebracht, ohne dass ein Lehrer gesagt hat, so, nun lern das mal.“ So wurden fächerübergreifend –von Deutsch über Geschichte bis Politik, von Religion über Naturwissenschaften bis Theater und Kunst – fünf Leitprojekte in verschiedenen Jahrgangsstufen und an unterschiedlichen Schulen bearbeitet. Sie alle widmen sich der Vermittlung von nachhaltigem Denken, Lernen und Handeln. Ihre Ergebnisse stellten die Schüler an allen kooperierenden Schulen vor und diskutierten klassenübergreifend die globalen Zusammenhänge.
In einer anschließenden Podiumsrunde lobt Schulsenator Rabe, selbst studierter Gymnasiallehrer, die Kooperation von staatlichen und privaten Schulen, Stadtteilschule und Gymnasien, „die hier ganz selbstverständlich zusammengearbeitet haben und das hat auch noch hervorragend geklappt.“ Das innovative Konzept sei mit seiner offenen Struktur und der breiten thematischen Ausrichtung an jeder Schule und in jeder Klasse anwendbar. Allerdings brauche es mehr als ein gutes Projekt: „Nämlich vor allem engagierte Lehrerinnen und Lehrer. Da reicht es nicht, wenn der Schulsenator etwas Neues anordnet.“ Der Bitte des Preisträgers Gürtler, weitere Schulleiter zu ermutigen, dass diese „so ein Schulprojekt auch mal wagen“, will Rabe gerne entsprechen.